Lisa Monnas; V & A Publishing, London 2012, ISBN 978-1-85177-656-6; 140 Seiten, 117 Farb- und 11 s/w-Abb., Text in englisch; Preis £ 35,-
Die Autorin ist Textilhistorikerin mit dem Spezialgebiet europäischer Seiden des Mittelalters und der Renaissance. Sie war bereits durch ihr Buch „Merchants, Princes and Painters 1300-1550“ aufgefallen, das wir in TF 1/09 besprochen hatten. Sie widmet sich hier den seltenen Seidenstoffen aus der Sammlung des Victoria & Albert Museums. Samte und Seidenstoffe wurden in Europa zuerst im 13. Jh. gewebt und im 15. und 16. Jh. zur Perfektion gebracht. Der Ursprung der Samtweberei liegt im Osten, vermutlich im mongolischen Kaiserreich. In Europa waren Valencia in Spanien und Paris Herstellungsorte. Die wichtigsten Werkstätten befanden sich jedoch in Italien, zunächst in Lucca, dann auch in Florenz, Genua und Venedig sowie in Mailand. Erst ab dem 17. Jh. wurde Lyon (ab 1515 beginnend) ein ernsthafter Mitbewerber. Als 1451 hatte die alte Hauptstadt Bursa im osmanischen Reich ein Zentrum der Seidenherstellung.
In der ersten Buchhälfte beschreibt Lisa Monnas die Herstellung von Seidensamten, den Verdienst der Weber und wie die Gilderegeln lauteten, z. B. das 5-jährige Arbeitsverbot bei Qualitätsbetrug. Die Beschreibungen sind sehr genau und geben an, worauf bei Datierungen zu achten ist, z. B. dass Cochenillefärbungen erst ab 1523 in Spanien und ab 1540 in Italien vorkommen konnten. Obgleich solche Details eher für Fachleute von Bedeutung sind, liest sich der Text auch sehr leicht für Laien.
Der zweite Teil besteht aus einem prächtig bebilderten Katalog, der 50 Samtobjekte/Fragmente enthält, ausgewählt aus der V&A-Sammlung, die insgesamt über 100 solcher Objekte umfasst. Sie werden einzeln besprochen, nach Machart, Farbgebrauch, Hersteller, Benutzer etc. Darunter befinden sich kirchliche Gewänder, ein Cape, ein Teppich und viele Stoffteile oder Bekleidungsfragmente.
Ein Glossar, eine bibliographische Auswahl und Färbeerläuterungen schließen diese sehr empfehlenswerte Publikation ab.
Hinweis: Das Buch hatten wir in TF4/2012, S.37 vorgestellt.