Auf den Wegen von Samarkand – Wunder aus Seide und Gold Ausstellung vom 23.11.2022 – 4.6.2023 im Institut der Arabischen Welt, Paris
„Ist es seltsam, dass ich am ersten Tag des neuen Jahres das Gefühl habe, die schönste Textilausstellung dieses Jahres schon gesehen zu haben?“, schrieb mein niederländischer Blog-Kollege Jan ter Heide in seinem Blog TextielLiefde*. Und ich meine, dass er so recht hat. Es gibt so viel zu bewundern in dieser Ausstellung: Goldstickereien auf „Chapans“, einer Art Mantel hauptsächlich für Männer; „Paranjas“, traditionelle Kleider für Frauen, die das Gesicht bedecken; Ikats für fantastische bunte Kleider; Souzanis, Wandbehänge aus Baumwolle, bedeckt mit Stickereien aus Seide oder Baumwolle; „Tubeteika“, Kopfschmuck für Männer als Teil der traditionellen usbekischen Tracht (heute auch von Frauen getragen); „Alo Bakhmal“ oder Seidensamt, erfunden von usbekischen Handwerkern und jetzt auch von westlichen Couturiers verwendet; gefilzte und gewebte Teppiche und nicht zuletzt der traditionelle Schmuck dieser so reichen Kulturregion.
Jack Lang, der berühmte ehemalige Kulturminister, der jetzt Präsident des Instituts der Arabischen Welt ist, hat diese Ausstellung ermöglicht. In seiner Einleitung sagt er: „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, Wissen und Kultur zusammenzubringen. Diese fantastische Ausstellung spielt wunderbar diese Rolle, die des Bewunderns um zu lernen und die des Erlernens des Bewunderns“.
Saida Mirziyoyeva, Vizepräsidentin des Vorstands der Stiftung für die Entwicklung von Kunst und Kultur der Republik Usbekistan, erklärt: „Unser Ziel ist es, die Komplexität, die ihre (gemeint sind die Textilien) Herstellung bestimmt hat, zu teilen und dieses Wissen Fachleuten und Bewunderern zur Verfügung zu stellen.“ .
Gayane Umerova, Geschäftsführerin der oben genannten Stiftung, sagt: „Im 19. Jahrhundert war die Metropole Buchara berühmt für ihre Goldstickerei. Gleichzeitig beschäftigten sich lokale Handwerker mit der Herstellung von Stoffen, und Frauen widmeten ihre Freizeit dem Nähen und schufen Stickereien von unglaublicher Schönheit“.
Neben den Zentren in Buchara gibt es Stickereizentren in Shakhrisabz, Nourata, Samarkand, Taschkent, Surkhandaria und im Tal von Ferghana. Die wichtigste Art der lokalen Stickerei ist der Souzani, einedekorative Textilstickerei aus Zentralasien, die im Allgemeinen mit Seiden- oder Baumwollfäden auf Baumwolle gestickt wird. Zunächst wurde die Stickerei als Bettdecke, ab Ende des 19. Jahrhunderts auch als Wandbehang verwendet. Ihre Hauptmotive sind Sonnen- oder Mondscheiben, Blumen und Früchte. Sie wurden oft anlässlich einer Hochzeit angefertigt. Neben Souzanis ist Stickerei in vielen anderen Funktionstextilien präsent, die jeden Innenraum verändern konnten.
Das Fergana-Tal, insbesondere Marquilan, war bekannt für seine Ikat-Stoffe, ebenso war Bukhara die Stadt der (männlichen) Goldsticker der luxuriösen „Chapans“, die oft verschenkt oder als Reisemitbringsel gekauft wurden. In den Familien wurden sie jahrzehntelang verwendet!
Teppiche und gefilzte Gegenstände hingegen wurden in den Steppenregionen hergestellt.
Gayana Umerova sagt: „Unser Ziel ist es, einen Überblick über dieses Erbe unseres Landes zu geben und lokale Handwerker zu unterstützen, die ihr Leben der Textilkunst und der Bewahrung unserer Traditionen widmen.“
Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wurden viele Expeditionen organisiert, und eine Expertengruppe hat die wichtigsten Sammlungen der Museen in Usbekistan studiert. Sie haben sich mit den regionalen Besonderheiten des Kleider- und Stoffherstellungsprozesses, den lokalen Nuancen und der historischen Entwicklung der traditionellen Handwerkstechniken befasst.
Yaffa Assoulimo, die Generalkommissarin dieser Ausstellung, wurde von den beiden oben genannten Frauen für verschiedene Projekte beauftragt, für die sie durch Usbekistan reiste. Sie war erstaunt über so viel Reichtum, überrascht von der Freundlichkeit und Gastfreundschaft, verzaubert von den Steppenlandschaften und den Bergen. Dieses Land ist zu ihrer Leidenschaft geworden. Als Journalistin wollte sie ihre Leidenschaft in einer von der Edition Assouline herausgegebenen Buchreihe (auf Französisch und Englisch) teilen. Sie hat ganz sicher alle Museen der Regionen Usbekistans besucht und dort viele Schätze entdeckt. Sie war fasziniert vom Reichtum, der Vielfalt und der Schönheit der dortigen Sammlungen. Sie beschloss dann nur Objekte aus diesen Museen auszustellen, weil sie Reisenden nach Usbekistan die Möglichkeit geben wollte, diese Objekte in den örtlichen Museen zu bewundern!
Schließlich war es Yaffa Assoulimo, der Jack Lang vorschlug, eine Ausstellung zu diesem Thema zu machen.
Saida und Gayana unterstützten sie bei dieser Idee, sodass sie mit Hilfe der Stiftung dieses wunderbare Projekt realisieren konnte.
Ich meine, wir müssen diesen drei Frauen, Saida, Gayana und Yaffa, und auch Jack Lang für diese atemberaubende Ausstellung dankbar sein! Zur Ausstellung ist ein Katalog zu 14 Euro (auf französisch )erschienen “Sur les routes de Samarcande, merveilles de soie et d`or”