International bekannt, dank ihrer Teilnahme an zahlreichen großen Einzel- und Gruppenausstellungen, ist dies der erste Auftritt von Sheila Hicks in den Niederlanden seit vielen Jahren. Ihre farbenfrohen Arbeiten, die von monumentalen Textilinstallationen zu Meter hohen Skulpturen und bezaubernden Miniaturen reichen, haben dabei seit den späten 1950er Jahren Wellen geschlagen. Eine breite Auswahl dieser freien Arbeiten ist zu sehen, zusammen mit Beispielen ihrer Textildesign-Entwürfe – sowohl für die Handweberei wie auch für die industrielle Produktion. Es wird auch auf die besondere und langfristige privilegierte Beziehung der Künstlerin zu den den Niederlanden eingegangen. Fotos, Filme, Skizzen, Zeichnungen und persönliche Dokumente illustrieren ihr peripatetisches und produktives Leben. Die Ausstellung ‘Sheila Hicks: Warum nicht?’ umfasst Arbeiten aus sieben Jahrzehnten, ausgeliehen sowohl bei nationalen wie internationalen Museen. Neue Werke wurden speziell für das TextielMuseum erschaffen.
Bereits als Kind war Sheila Hicks fasziniert von Kunst und Textilien. In den 1950er Jahren erhielt sie eine Ausbildung in der Malerei vom ehemaligen Bauhaus-Lehrer Josef Albers. Im Jahr 1956 wurde sie vom renommierten Kunsthistoriker der Yale-Universität George Kubler mit der präkolumbianischen Weberei bekannt gemacht. Nach Abschluss ihrer Diplomarbeit zu diesem Thema erhielt sie ein Stipendium der Malerei in Chile. Während der Zeit, die sie in Südamerika verbrachte, entwickelte sie ein besonderes Interesse an Textilien. Dieses Interesse brachte sie in die ganze Welt, von Mexiko und Südafrika bis nach Marokko und Indien. Wo auch immer sie hinreiste, arbeitete sie mit lokalen Handwerkern, Künstlern und Produzenten zusammen und tauschte Wissen aus. Ihre farbenfrohen Installationen werden weltweit bewundert. Sie produziert ihre großformatigen Textilprojekte weiterhin in ihrem Studio in Paris. Ihre Werke befinden sich in den Sammlungen der renommierten Museen, darunter das Metropolitan Museum of Art, das Museum of Modern Art in New York und das Tate Modern in London. Zu den Institutionen, die Arbeiten für diese Ausstellung ausgeliehen haben, gehören das Centre Pompidou in Paris, Philadelphia Museum of Art, das Museum für Gestaltung in Zürich und das Stedelijk Museum in Amsterdam. (Presse Text, Übersetzung Beatrijs Sterk)
Einst war Sheila Hicks, zusammen mit Magdalena Abakanowicz und Jagoda Buic, eine der drei Königinnen der Lausanner Biennale. Am vergangenen Freitag bei der Eröffnung ihrer Ausstellung im niederländischen Textilmuseum in Tilburg war sie die Kaiserin der Textilkunst. Sie selbst mag den Begriff ‘Textilkunst’ nicht: “In der Kunst sind alle Schranken gefallen, warum dann noch der Begriff der Textilkunst. Das gibt es auch nicht für Glas oder Holz”. Ihr Kommentar zum aktuellen Mangel an guter Textilausbildung an den Universitäten und Akademien oder zur fehlenden Bühne für Textilkünstler von heute, die mit digitalen Mitteln oder mit neuen Materialien und Techniken arbeiten: “Es macht überhaupt nichts, weil diejenigen, die wollen, können alles aus dem Internet lernen! “…” Ich bin Autodidaktin und habe mir alles selbst beigebracht.”…”Fangen sie einfach an, und wenn es gut ist, wird es Anerkennung geben”, so ihr Rat an die jungen Menschen. Dies ist die Haltung von jemandem, der seinen Weg gemacht hat. Neben ihrer natürlichen Begabung wird ihr Lehrer, Josef Albers, für ihre Karriere hilfreich gewesen sein. Einen solchen Start kann nicht jeder haben. Es ist auch etwas enttäuschend für mich, dass eine Ikone wie Sheila Hicks nicht einsieht, dass Textil mehr ist als nur ein Material wie Stein oder Glas.
Ihre Ausstellung hat alle von Rang und Namen in der textilen Welt in den Niederlanden versammelt, so dass die schönen Säle des Tilburger Textielmuseums den Eindruck eines alten Klassentreffens vermittelten. Von so weit her wie Norwegen waren Künstler zur Eröffnung gekommen!
Die drei Säle der Ausstellung waren fast nicht groß genug, um die Vielfalt der Arbeiten in der Ausstellung zu zeigen. Mit großer Freude habe ich die kleinen gewebten Werke wiedergesehen. Sheila Hicks schrieb hierzu: “Ich fand meine Stimme und meinen Halt in meinen kleinen Arbeiten. Es ermöglichte mir, Brücken zwischen Kunst, Design, Architektur und dekorativer Kunst zu bauen” (2004, Weben als Metapher, Seite 17). Meines Wissens war sie die erste, die mit Webstrukturen spielte – weiß-in-weiß-Variationen in Leinwandbindung. Diese Arbeiten sind einfach sehr schön, und es könnte tatsächlich wahr sein, dass diese kindliche Verspieltheit für eine gut ausgebildete Textilkünstlerin nicht so einfach möglich gewesen wäre!
Es gab einige wenige große dreidimensionale Arbeiten in der Ausstellung, die einen guten Eindruck machten – die Raumwirkung und die Vitalität der Farben waren hervorragend. In der Realität waren diese Arbeiten noch überzeugender als in den Publikationen! Auch der neue große Wandteppich “Sunny Meadow Swept by the Wind”, ausgeführt 2014 in der Manufacture Nationale des Gobelins, war eine positive Überraschung: Eine Arbeit, die komplett von Anderen zudem in herkömmlicher Art und Weise ausgeführt wurde, zeigt trotzdem Leichtigkeit und Lebendigkeit in den Farben und Formen.
Im Gegensatz hierzu waren zwei weitere große Werke ein wenig enttäuschend. Das “Concert Chromatique“ aus dem Jahr 2015 – textile Bälle aus synthetischen Fasern von der Firma Sunbrella, Glen Raven, North Carolina, fertig zum Gebrauch als Sitzgelegenheit. Ich sah diese Arbeit bereits früher in Artikeln und wunderte mich über eine solche einfache Dekoration.
Würde diese Arbeit in der gleichen Art und Weise gelobt werden, wenn sie von einem anderen Textilkünstler gemacht worden wäre? Auch die vielgelobte Übersetzung einer kleinen Weberei von Sheila Hicks in ein Großformat, ausgeführt in einer Werkstatt in Guatemala, überzeugte mich nicht – vielleicht auch wegen der mangelnden Größe der Halle, die nicht hoch genug war.
Sheila Hicks sprach inzwischen zu einer Gruppe junger Studenten – sie war sichtlich zufrieden in dieser Gesellschaft zu sein – und beantwortete Fragen. Ich denke, dass sie eine fabelhafte Lehrerin sein muss! In dieser bezaubernden kleinen Gruppe wirkte sie zwanzig Jahre jünger (ihr wirkliches Alter ist über 80). Sie strahlte Energie und Begeisterung aus. Die Mitarbeiter des Museums hatten mir gesagt, dass während der Vorbereitung für die Ausstellung jeder am Ende seiner Kräfte war, mit Ausnahme von Sheila, die vital und aktiv allen Jüngeren den Rang ablief!
Der Gesamteindruck der Ausstellung war sehr positiv, wie alle Besucher, die ich sprechen konnte, mir bestätigten. Die Ausstellung ist eine Reise wert, auch von weit her, und jeder, der kann, sollte hingehen!
Die Ausstellung wird bis zum 5. Juni 2016 zu sehen sein. Sie wird durch ein umfangreiches Programm an Aktivitäten begleitet. Das TextielMuseum hat einen tollen Job gemacht, was wieder einmal beweist, dass dieses Museum eines der wichtigsten Textilmuseen Europas ist!
Weitere Ausstellungen von Sheila Hicks kann man auf ihrer Website sehen: http://www.sheilahicks.com/exhibitions–events.html
5. Juni – 4. September 2016 Sheila Hicks: Material Stimmen bei Joslyn Art Museum Omaha, Nebraskahttp://www.joslyn.org/collections-and-exhibitions/temporary-exhibitions/upcoming/
5. März – 8. Mai 2016
(Gruppenausstellung) Le Fresnoy, Tourcoing, Frankreich
http://www.lefresnoy.net/en/expo/droles-de-trames
4. März – 5. Juni 2016
Solo Show Textilmuseum Tilburg, Holland
http://www.textielmuseum.nl/nl/tentoonstelling/sheila-hicks
8. – 25. April 2016
Glasgow International 2016, Schottland
http://glasgowinternational.org/artists/sheila-hicks/
18. März – 5. Juni 2016
20. Biennale von Sydney, Australien
https://www.biennaleofsydney.com.au/20bos/artists/hicks-sheila/