8. Europäische Quilt-Triennale 2021
vom 12.2. bis 24.4. 2022 im Kreismuseum Zons, D-41541 Dormhagen
Diese Ausstellung, die zuvor in Heidelberg war und anschließend bis Januar 2023 in St. Gallen zu sehen sein wird, zeigt eine erstaunliche Entwicklung in der Quiltkunstszene. Ich war zuletzt 2015 involviert als Jurymitglied. Damals war die Quiltszene bereits im Umbruch begriffen. Ich schrieb damals im Katalog: „Kann man so weitermachen und in Quiltausschreibungen nach zwei und drei Lagen Stoff verlangen, wenn die Künstler sich bereits weiter entwickelt haben? Die Heidelberger Quilt-Triennale fördert bereits solche Innovationen und Grenzüberschreitungen und gilt als sehr offen.”
Das gilt auch heute noch! Die Anzahl der Einsendungen hat sich zwar nur leicht erhöht (von 136 auf 159 Arbeiten, der immer noch überwiegend weiblichen Künstlerinnen), aber dafür scheint mir, dass die Vielfalt an Techniken und Themen zugenommen hat und die Arbeiten insgesamt anspruchsvoller geworden sind. Das mag auch an der bedrückenden Lage während der Pandemie gelegen haben. Möglicherweise hatten die Teilnehmerinnen dadurch mehr Zeit zum Nachdenken und wohl auch zum Experimentieren!
So gehen beide Arbeiten des geteilten Doris-Winter-Gedächtnispreises auf die Pandemie ein: Rita Mertens aus der Schweiz, indem sie die sozialen Verbindungen und symbolischen Hoffnungen emotional und kreativ nachzeichnet, und Heidi König, ebenfalls aus der Schweiz, die den täglichen schlechten Nachrichten etwas Kunterbuntes, Fröhliches entgegensetzen wollte. Beide Kunstwerke haben einen ganz eigenen Stil und sind auch technisch ausgefeilt und neu. Ich war mit dieser Wahl sehr einverstanden! Auch die Vergabe des Preises für Nachwuchskünstlerinnen an Paulina Sadrak aus Polen war sehr gut gewählt. Die Arbeit spiegelt den Prozess einer Kombination von meditativer Handarbeit und eines maschinell-digitalen Eingriffs wieder. Die so entstandene Arbeit machte einen poetischen und sehr persönlichen Eindruck. Auch hier war die Technik neu und ungewöhnlich.
Etwas weniger überzeugend fand ich die Vergabe des Innovationspreises an die Ungarin Dora Marföldi. In ihrer Arbeit ging es um Spuren der Zeit, unter Einsatz von recyclten Stoffen, und das Wachstums eines Myzels. Der Prozess hörte sich interessanter als das Ergebnis, aber das kann auch an der Hängung auf einer Backsteinwand gelegen haben. Meine Wahl für Innovation wäre die Arbeit von Teija Patrikka aus Finnland gewesen mit ihren gestopften Socken, die Geschichten erzählen können. Ich fand das witzig und auch neu, weil ich noch nie gestopfte Wollsocken zu einem Quiltkunstwerk verarbeitet gesehen habe!
Die ganze Ausstellung war ein positives Erlebnis, das freudig stimmte, trotz der manchmal sehr nachdenklichen Themen. Es stimmt zuversichtlich und ich hoffe, dass die Anerkennung einer größeren Öffentlichkeit nicht mehr lange ausbleibt. Weil ich so begeistert war, werde ich versuchen, so viele Beispiele wie möglich zu zeigen, damit jeder sich selbst ein Bild machen kann!
Die letzte Station dieser Ausstellung ist St. Gallen/CH vom 7.10.2022 bis 8.1.2023 im Textilmuseum, Vadianstrasse 2.