Hrsg. Friedrich Meschede und Jutta Hülsewig-Johnen; Kerber Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-86678-919-7; 231 Seiten, 222 Farb- u. 50 S/w-Abb., deutscher Text. Dieses Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung ist mehr als nur ein Katalog der ausgestellten Arbeiten, denn er enthält eine Reihe sehr interessanter Aufsätze, u. a. von Peter Nils Dorén „Vom Reichtum der Ornamente, Stoffe der Wiener Werkstätte aus einer Hamburger Ausstellung“, von Matteo de Leeuw de Monti“ Metz & Co, de Stijl und Sonia Delaunay“, von Christian Wolsdorff „Wir waren halt die Dekorativen im Sternenbanner Bauhaus“ mit Einsichten über die Bauhaus-Textilgestalter, die man sonst noch nicht gelesen hatte. Der Textildesigner und Jacquardkünstler Jeroen Vinken trägt den Artikel bei: „Exkurs: Fünf Chöre. Zu einem Wandbehang von Gunta Stölze“, ein großartiger Beitrag zur Textilforschung! Es folgen eine Hommage für Benita Koch-Otte, ein sehr lückenhafter Beitrag „Selbstzeichnung des Materials. Von der angewandten zur autonomen Textilkunst in den 1950er- bis 1970er Jahren“, der leider die klare Übersicht vermissen lässt. Hier fehlt die Einordnung und Bewertung der Lausanne-Biennalen, von Jean Lurçat initiiert, mit dem Aufbruch der Amerikaner, Osteuropäer und Japaner, wie z. B. Masakazu Kobayashi. Sie bewirkten bereits in den 1970er Jahren eine große Erneuerung. Stattdessen wird hier die deutsche Textilkunst betont, mit Peter und Ritzi Jacobi, Brunhild & Hamdi El Attar, Inge Vahle und Sofie Dawo. Dabei waren die Deutschen mit ihren Textilbiennalen von 1978 bis 1990 recht spät und international wenig wirksam. Der abschließende Beitrag von Friedrich Meschede, dem Leiter der Kunsthalle Bielefeld, in der die Ausstellung gezeigt wird, und Christina Lehnert „Stoffe, aus denen Bilder entstehen“, spiegelt die Sicht von Kunstwissenschaftlern: „Erst im Raum der Kunst gelingt es diesem Material seine ästhetischen Eigenschaften an sich zu erkennen zu geben. Dafür möchte diese Ausstellung die Augen öffnen“. – Dass Textil kein Material ist, nur weil Künstler es als Material verwenden, ohne seine spezifischen Entstehungsbedingungen zu kennen und zu berücksichtigen, macht das Missverständnis der Kunst-Propagandisten aus und banalisiert die Betrachtungsweise gegenüber dem Medium. Doch hierzu ist mehr zu sagen, als man für eine einzelne Buchvorstellung leisten kann.