Jinju Silk Residency, Juni 2023
Vom 2. bis 12. Juni wurde ich zu einem bemerkenswerten Workshop eingeladen. Zehn Textilkünstler aus verschiedenen Ländern und Kontinenten trafen sich mit zehn koreanischen Textilmeistern, um ihr Fachwissen auszutauschen. Die Idee wurde von der koreanischen Bojagi-Künstlerin Chunghie Lee initiiert, die ihr alle zwei Jahre stattfindendes Korean Bojagi Forum (KBF) im Mai 2023 in Seoul veranstaltete. Chunghie Lee ist eine ehemalige Professorin der Rhode Island School of Design, die die Kunst von Bojagi über die Grenzen ihres Landes und über den Bereich der Textilkunst hinaus bekannt gemacht hat. Sie hat an vielen Orten auf der Welt über diese transparente Patchwork-ähnliche Technik in Workshops unterichtet und Vorträge für Künstler und Designer aller Art gehalten, beispielsweise auf mehreren unserer European Textile Network-Konferenzen, die zuletzt in 2023 in Lodz, Polen, stattfand.
In Lodz wurde ich – zusammen mit Yosi Anya aus Mexiko – an der Organisation des KBF 2023 miteinbezogen. Die meisten ausländischen Künstler, die in 2023 an der KBF Vorträgen hielten, wurden zu diesem Workshop in die Stadt Jinju eingeladen, eine kleinere koreanische Stadt, die für ihre Seidenindustrie bekannt ist. Ziel dieses Workshops war es, ein Werk für eine Ausstellung zu schaffen, die die Traditionelle Kunsthandwerk Bienale im November 2023 begleiten sollte.
Jinju wurde 2019 Mitglied des UNESCO Creative Cities Network mit Schwerpunkt auf Handwerk und Volkskunst, dank seines weitsichtigen Bürgermeisters Kyoo-il Jo, der unsere Arbeit mit den schönen Seidenstoffen während unsere Zeit in seiner Stadt aufmerksam verfolgte und unterstützte. Er interessierte sich wirklich für das, was wir schufen, und besuchte uns mehrmals. Er machte unseren Besuch unvergesslich, indem er schöne Ausflüge und wundervolle koreanische Abendessen für uns organisieren lies.
Während der 10 Tage, an denen wir zusammenarbeiteten, wurde deutlich, dass die koreanischen Handwerksmeister und Doktoranden, die unsere Lehrer waren, alle koreanischen Techniken perfekt beherrschten. Wir mussten mit Händen und Füßen sprechen, da wir überhaupt kein Koreanisch sprachen und nicht jeder Englisch sprach. Wir haben gelernt, bei Bedarf Übersetzungs-Apps zu nutzen. Ich erfuhr, dass unsere koreanischen Lehrer am Anfang zurückhaltend und ernst wirkten, aber es liebten zu lachen, zu singen und zu tanzen, wann immer sich die geringste Chance bot!
Jeder von uns hatte einen Plan mitgebracht, was er anfertigen sollte, und wir begannen mit großer Begeisterung mit der Arbeit. Einige hatten Kleidung im Sinn, andere Wandbehänge oder sogar Skulpturen. Die Arbeitsbedingungen im “Jinju Craft Center” waren perfekt, mit Nähmaschinen und jeder Art technischer Unterstützung, die wir uns vorstellen konnten.
Bei mir war es schon eine ganze Weile her, seit ich Textilkunst gestaltet hatte (und nicht nur darüber geschrieben hatte), und ich hatte den Plan, einen Kimono nach einem sehr einfachen Muster zu kreieren. Meine Lehrer waren überrascht, dass jemand, der nicht einmal fließend mit der Nähmaschine umgehen kann, es wagt, eine so große Arbeit zu beginnen. Die Hilfe der koreanischen Meister war genau das, was ich brauchte. So wurde meine Arbeit eine Ko-produktion mit Gaphran Kim, der in der Stadt ein Geschäft hatte, das wunderschöne handgefertigte, handgefärbte Textilien anbot!
Unter den ausländischen Teilnehmern waren Maryse Allard le Roux/Frankreich Yosi Anaya/Mexiko, Lasse Antonsen/Dänemark/USA, Ceci Arango/Kolumbien, Jiyoung Chung/USA, Isabel Cisneros/Venezuela, Jonatan Jurkowski/Polen, Elin Noble/USA, Dawn Tomlinson /USA und ich, Beatrijs Sterk /Niederlande/Deutschland. Die meisten von uns sind als Textilkünstler bekannt, einige sind Kunsthistoriker, Kuratoren oder Autoren von Artikeln über Textilien.
Unser Tag im Kunsthandwerkerzentrum von Jinju begann mit Vorträgen der ausländischen Teilnehmer über ihre künstlerische Arbeit mit der Präsentation von Bildern. Danach gaben uns unsere koreanischen Lehrer einige Informationen über koreanische Techniken unter Verwendung der wunderschönen Jinju-Seidenstoffe, die die Jinju-Industrie großzügig zur Verfügung gestellt hatte.Wir haben dann den ganzen Tag gearbeitet, mit Mittagspausen und Restaurantbesuchen am Abend. Wir unternahmen auch mehrere Ausflüge zu Touristenattraktionen wie dem Dorf Jisu Seusang, dem Geburtsort der Gründer internationaler koreanischer Unternehmen, Workshops zum Färben mit Kakis und einem Besuch einer wunderschönen Töpferwerkstatt, Flusskreuzfahrten und Einkaufstouren zum Textilgeschäft von Gahpran Kim sowie zu den Antiquitätenläden in der Stadt.
Am Ende der 10 Tage war das wichtigste Ergebnis, dass wir neue Freunde gefunden hatten und sicher wussten, dass wir nach Korea zurückkehren wollten, das einen so warmen Platz in unserem Herzen gewonnen hat. Die Namen unserer koreanischen Lehrer waren Myeongsun KANG, Hyunsuk KANG, Gahpran KIM, Songyeon PARK, Eunsil LEE, Jenam LEE, Balgun YIM, Sohyun JANG, Jaehwi HAN und schließlich der Kurator Chunghie LEE, der alles möglich gemacht hat!
Yosi Anaya/ Mexico:”Mantle for the lingering Dusk”, 108 x 105 cm,2023; different Jinju silk; photo Yosi Anaya